[Video] Ein Salto hat das Leben auf den Kopf gestellt

Rikke Damkjær Moen - Physiotherapeutin – Medical Manager
Rikke Damkjær Moen - Physiotherapeutin – Medical Manager
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Unter Wasser

Morten hatte sich nach einem Unfall im Schwimmbad eine schwere Rückenmarksverletzung zugezogen. Dank gezieltem Training und einer „Jetzt erst recht“-Mentalität kann er mit Hilfestellung heute jedoch zumindest wieder über kurze Distanzen gehen. Um jeden Tag körperlich aktiv zu sein, benutzt er den Innowalk, ein motorisiertes Bewegungsgerät. Die erhöhte körperliche Aktivität hat sich sowohl auf sein psychisches Wohlbefinden wie auch auf seine physischen Funktionen positiv ausgewirkt.

Ein Salto hat das Leben auf den Kopf gestellt

Während der Weihnachtstage im Jahr 2017 verbringen Morten und seine gesamte Familie einen dreiwöchigen Urlaub in Thailand. Sowohl Kinder als auch Erwachsene vergnügen sich bei dem schönen Wetter und genießen die gemeinsame Zeit. Nach einem langen Tag mit Schwimmen am Strand, Einkaufen in der Stadt und Essen in einem guten Restaurant lassen sie einen wunderbaren Tag am Pool ihrer Unterkunft ausklingen.

Morten erzählt, dass er eigentlich unter die Dusche gehen wollte, sich aber dann doch dafür entschied, ein letztes Bad im Pool mit den anderen zu nehmen. An den Tagen zuvor hatte er übermütig Saltos ins Wasser geschlagen, aber nie getaucht, da der Pool nur eineinhalb Meter tief ist.

Morten macht auch heute Abend einen Salto ins Becken. Aber kurz nachdem er im Wasser eingetaucht ist, schlägt sein Hinterkopf auf dem Boden des Beckens auf. Bei diesem Aufprall bricht er sich das Genick und kann seinen Körper nicht mehr bewegen. Er ist bei Bewusstsein, kommt aber ohne Hilfe nicht aus dem Wasser heraus. Glücklicherweise entdeckt der Neffe, dass Morten auf dem Beckenboden liegt und alarmiert dessen Bruder, der Morten daraufhin schnellstmöglich aus dem Wasser zieht.

Helle Aufregung herrscht um Morten herum, der regungslos am Becken liegt. Seine Frau ruft einen Krankenwagen, und im örtlichen Hospital in Hua Hin wird schnell festgestellt, dass es sich um eine schwerwiegende Verletzung handelt. Morten wird daraufhin mit einem Rettungshubschrauber nach Bangkok gebracht. Dort wird er operiert und muss für die nächsten drei Wochen an einem Beatmungsgerät angeschlossen bleiben, bevor er schließlich nach Norwegen zurückkehrt.

Im norwegischen Krankenhaus konnten die Ärzte letztendlich die Kontrolle über eine der kollabierten Lungen gewinnen und Morten vom Beatmungsgerät nehmen. Am 18. Januar reist Morten ins Rehabilitationskrankenhaus von Sunnaas, wo ihn für fünf Monate eine harte Zeit der Reha erwartet. Zu diesem Zeitpunkt kann er gerade mal noch seinen linken großen Zeh bewegen!

Ausmaß der Verletzung und Training

Die Verletzung entpuppt sich als inkomplette Rückenmarksverletzung auf C4, ASIA-Niveau C. Das bedeutet, dass Mortens Schädigung auf Nackenhöhe (C4) liegt. Da der Defekt inkomplett ist, hat Morten noch eine gewisse Muskelfunktion sowie eine Empfindung unterhalb des Verletzungsbereichs. Allerdings sind die Muskeln schwach.

ASIA = American Spinal Cord Injury Association (ASIA) Behinderungsskala

AISA ist ein internationales Klassifikationssystem, das den Grad und das Ausmaß von Schädigungen beschreibt. Es ist unterteilt in A-B-C-D und E.

AIS A (vollständig) - keine Muskelfunktion im rektalen Schließmuskel und keine Empfindung um die Rektalöffnung.
AIS B (sensorisch unvollständig, motorisch vollständig) - erhaltene Empfindung unterhalb des Schädigungsgrades, einschließlich der Empfindung um die Rektalöffnung herum. Keine Muskelfunktion unterhalb des Verletzungsniveaus.
AIS C (unvollständig) - erhaltene Muskelfunktion und Empfindung unterhalb der Verletzungsgrenze. Die Muskeln sind schwach und bieten nur eine geringe praktische Funktion.
AIS D (unvollständig) - Muskelfunktion und Empfindung unterhalb der Verletzungsgrenze (Kraftstufe 3 oder besser auf einer Skala von 0 bis 5).
AIS E (normal) - unbedeutende neurologische Einschränkungen aufgrund einer Rückenmarksverletzung

ASIA Beeinträchtigungsskala

Im Sunnaas Rehabilitation Hospital beginnt das harte Training und die Aufgabe, den Umgang mit einem elektrischen Rollstuhl zu erlernen. Nachdem Morten Sunnaas nach fünf Monaten verlassen hat, kann er zumindest einen Arm leicht heben und sein linkes Bein im Rollstuhl sitzend bewegen.

Das Leben danach

Morten ist im Sommer 2018 wieder zu Hause in Farsund, wo er zusammen mit seiner Familie eine Zeit lang in einem Pflegeheim lebt, während ihr Haus umgebaut wird, um den veränderten Anforderungen gerecht zu werden. Glücklicherweise ist es möglich, das Haus, das er so sehr liebt, an seine neue Lebenssituation anzupassen. Die Aussicht auf einen See ist so herrlich und bedeutet Morten sehr viel.

Morten Meberg und sein Sohn

Vor dem Unfall hatte er 32 Jahre lang als Offshore-Mechaniker gearbeitet, er war Miteigentümer einer Kneipe und hatte es sehr genossen, mobill zu sein. Jetzt ist das Leben komplett verändert, aber Morten erholt sich in seinem Haus und fühlt sich dort sicher. Er hat gute, fürsorgliche Pfleger, die ihm im Alltag helfen, und Kinder, die ihm Mut zusprechen und seinen Lebenswillen aufrecht erhalten.

Morten hat eine sehr soziale Ader, eine gute Portion Lebensfreude und eine positive Einstellung zum Leben. Regelmäßig kommen Freunde auf einen Plausch vorbei. Morten wiederum liebt es, wenn Freunde und Familie ihn in seinem innen wie außen veränderten Haus besuchen kommen.

Was sind die Zukunftsperspektiven?

Morten steuert seinen elektrischen Rollstuhl mithilfe seines Kinns über einen Joystick. Das ermöglicht es ihm, sich unabhängig von A nach B zu bewegen – was Morten ein Gefühl der Freiheit vermittelt. Er benutzt den Rollstuhl als seine primäre Fortbewegungsmethode, aber selbständig wieder gehen zu können, bleibt sein großes Ziel.

Zusammen mit seinem enthusiastischen und engagierten Physiotherapeuten arbeitet Morten daran, sich neue Ziele und Teilziele zu setzen. Mit professioneller Hilfe und Unterstützung von drei Pflegern ist er heute in der Lage, ein paar Schritte zu gehen. Morten hat sich fest vorgenommen, in seinem Haus mit weniger Unterstützung über kurze Strecken ohne fremde Hilfe gehen zu können. Das ist das Ziel, das es als nächstes entschlossen zu erreichen gilt!

Das passende Hilfsmittel finden

Mortens größte Herausforderung ist eine Zunahme der Muskelspannung im Beckenbereich und eine Dehnungsspastik in den Beinen. Die freie Bewegung in den Beinen ist auf das linke Knie und die Hüfte beschränkt, ergänzt von einer leichten Bewegungsfähigkeit des rechten Knies.

Anine, Mortens Physiotherapeutin, war mit der Anwendung des Hilfsmittels Innowalk für Kinder bereits mit vergleichbaren Herausforderungen vertraut. Der Innowalk ist ein motorisierter Ganzkörper-Bewegungstrainer, der unterstützte, korrigierende und sich wiederholende Bewegungen ermöglicht. Nachdem sie auf einem Seminar selbst ein Modell für Erwachsene ausprobiert hatte, war Anine überzeugt, dass dies etwas für Morten sein könnte, denn:

Der Innowalk ist das einzige Hilfsmittel, das Anwender, die nur über ein geringes Maß an selbständigen physischen Funktionen verfügen, in einer dynamischen Stehposition aktivieren können. Der Innowalk ist sowohl sitzend als auch stehend verwendbar und passt sich so an die körperliche Aktivität des Benutzers und an das tägliche Pensum an.

Sie können wählen, ob Sie das Aktivitätsniveau durch Einbeziehung der Armbewegung weiter erhöhen möchten.

Der Innowalk zuhause

Im März 2019 kam der Innowalk zu Morten nach Hause. Nach einer bestimmten Eingewöhnungszeit übt Morten nun täglich jeweils eine Stunde mit dem Innowalk. An manchen Tagen übt er bis zu eineinhalb Stunden, da ihm das Stehen ein großes Wohlbefinden bereitet. Er erklärt, dass er anfangs ziemlich müde wurde, aber dass das Training im Laufe der Zeit immer leichter wurde. Jetzt sind 90 Minuten kein Problem mehr. Der Einsatz von Armbewegungen variiert zwischen 45 Minuten und der gesamten Sitzung, in der Morten aktiv ist. Sein persönlicher Assistent hilft ihm beim Ein- und Aussteigen auf den Innowalk sowie bei der Handhabung der Fernbedienung, mit der Geschwindigkeit und Position reguliert werden können.

Morten erinnert sich, dass er es nach dem Unfall nicht gewohnt war, ohne die Hilfe einer oder mehrerer Personen stehen und sich bewegen zu können. Auf dem Innowalk macht er die Erfahrung, dass er wieder in der Lage ist, allein zu stehen und sich zu bewegen. Sein Körper wird gestreckt und er steht ganz aufrecht – was ihm ein sehr gutes Gefühl gibt.

Normalerweise sitze ich in einem Rollstuhl und sehe die Welt aus diesem Blickwinkel. Durch den Innowalk steige ich höher hinauf, was mir eine neue Perspektive auf die Welt um mich herum eröffnet. Ich liebe es!
– Morten

Stehen verändert auch die Druckpunkte auf den Körper. Morten empfindet es als sehr bequem, da er so viele Stunden damit verbringt, dort zu sitzen, wo der Druck auf dem Sitz lastet.

Bevor Morten das Trainieren mit dem Innowalk begonnen hatte, benutzte er einen Stehtisch und ein motorisiertes Fahrrad für das Arm- und Beintraining. Aufgrund von Spasmen funktionierte dies nicht wie beabsichtigt, da es schwierig wurde, die gleichzeitige Bewegung von Armen und Beinen in einer sitzenden Position zu kombinieren. Jetzt verwendet Morten nur noch den Innowalk, da er damit eine gute Kombination von Stehen und gleichzeitigem Tragen von Gewicht erreicht, während er gleichzeitig seinen Körper bewegen kann. Die Erfahrung zeigt auch, dass die Spasmen in dieser Position stärker reduziert werden.

Dennoch ist es wichtig darauf hinzuweisen, dass Mortens Spastizität nach wie vor eine Herausforderung darstellt und es schwierig war, wirksame Maßnahmen zu finden. Sowohl Botulinumtoxin als auch andere Medikamente gegen Spastizität sind getestet worden, aber leider nur mit geringer Wirkung. Das bedeutet, dass es auch eine Herausforderung sein kann, den Innowalk in Zeiten einzusetzen, in denen Morten unter starken Nervenschmerzen und erhöhter Spastizität leidet. Während dieser Perioden scheint es, dass die von Physiotherapeuten durchgeführte Mobilisierung für Morten am angenehmsten ist.

Verbesserte Motorik

Sowohl die Physiotherapeutin Anine als auch Morten selbst erkennen, dass die erhöhte Aktivität auf dem Innowalk einen Einfluss auf Mortens Motorik hatte. Seine Steh- und Gehfunktion hat sich verbessert, und diese Veränderung spiegelt sich in den alltäglichen Aufgaben wider. Er kann nun leichter ins Auto ein- und aussteigen – was ihm wiederum mehr Freiheit gibt, da er im Auto nicht mehr auf den Rollstuhl angewiesen ist. Morten kann Freunde und Familienmitglieder besuchen, die den Zugang für Rollstühle ermöglicht haben.

Beim Geh-Training mit einem Physiotherapeuten wurde inzwischen die erforderliche Unterstützung von zwei auf eine Person reduziert. Es werden nun Anstrengungen unternommen, um Morten zu ermöglichen, sich zu Hause mit weniger fremder Hilfe, mit nur einem Pfleger und einer angepassten Gehhilfe fortzubewegen.

Darüber hinaus übt Morten jede Woche im Pool. Sein Bruder, der ihn auf der folgenschweren Urlaubsreise nach Thailand begleitet hatte, ist Physiotherapeut, und jede Woche gehen sie gemeinsam zum Pooltraining. Im Wasser trainiert Morten Laufbewegungen, und inzwischen kann er sich sogar in die Hocke setzen, wenn er in einer Ecke des Beckens steht.

Er erlebt ständig Fortschritte und Verbesserungen, aber ihm selbst geht alles trotzdem ein wenig zu langsam!


Der Innowalk als Aktivitätsinstrument der Zukunft

Mortens Motorik hat im letzten Jahr einen richtigen „Schub“ bekommen, und der Innowalk hat in Kombination mit der Ausbildung, die der Physiotherapeut mit ihm an Land und im Wasser durchgeführt hat, einen positiven Beitrag geleistet. Der Innowalk wird weiterhin ein wichtiges Hilfsmittel für Morten sein, so dass er jeden Tag eine gute Stunde körperlich aktiv sein kann – was von den Gesundheitsbehörden empfohlen wird. Besonders in den Zeiten, in denen seine Form nicht ganz auf dem Höhepunkt ist, bleibt Bewegung auf dem Innowalk von enormer Wichtigkeit für Mortens körperliche und geistige Gesundheit.

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Rikke Damkjær Moen - Physiotherapeutin – Medical Manager
Rikke Damkjær Moen - Physiotherapeutin – Medical Manager

Rikke Damkjær Moen bereichert das Made for Movement Team mit vielen Jahren Erfahrung als klinische Physiotherapeutin. Es ist ihre Mission, dafür zu sorgen, dass auch Menschen mit eingeschränkter Mobilität die Möglichkeit erhalten, Freude und Gesundheit durch körperliche Aktivität zu erfahren. Als Medical Manager gibt Rikke Damkjær Moen ihr Wissen über die Lösungen von Made vor Movement gern weiter, damit Menschen mit besonderen Bedürfnissen, ihre Familien und Behandler die Möglichkeiten kennenlernen.

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