Der innovative Ganzkörper-Bewegungstrainer Innowalk Pro im Schulalltag

Dominik Hein
Dominik Hein
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Junge im Innowalk Pro in der Schul-Aula

Nach dem Motto Mittendrin statt nur dabei ist der Innowalk bereits seit vielen Jahren im Einsatz – direkt in der Aula der Phoenix Schule in München. Michaela Sommer, Physiotherapeutin und Gruppenleiterin einer 1. Klasse, berichtet von ihren Erfahrungen zwischen Therapie und Pädagogik. 

Die Stiftung Pfennigparade begleitet seit Anfang der 1950er Jahre Menschen mit Behinderungen in unterschiedlichen Lebenswelten. Ihre Ziele sind Inklusion und gesellschaftliche Teilhabe. Mittlerweile sind 2.500 Mitarbeitende in rund 80 Diensten und Einrichtungen in und um München tätig. Die Phoenix Schule gehört zum Bildungsbereich der Stiftung. Dort arbeitet man nach den Prinzipien der konduktiven Förderung. Die konduktive Pädagogik nach Professor András Petö zeichnet eine enge Verknüpfung von Pädagogik und Therapie aus.   

Kinder mit unterschiedlichen Indikationen von der 1. bis zur 9. Klasse besuchen die Schule mit Schwerpunkt Körperbehinderung. Hauptsächlich sind es Kinder mit Cerebralparese, aber auch mit anderen Diagnosen und Schwerstmehrfachbehinderungen. 

Michaela Sommer ist seit 11 Jahren an der Phoenix Schule tätig und arbeitet, wie die anderen GruppenleiterInnen, mit ihrem transdisziplinären Team mit höchstens 12 Kindern pro Klasse. Zum Team gehören Physio- und ErgotherapeutInnen, KonduktorInnen, KinderpflegerInnen sowie natürlich die (Sonder-)PädagogInnen und auch FSJler. 

Der Innowalk im täglichen Einsatz 

Der Bewegungstrainer Innowalk konnte durch eine Spende von Sternstunden, einer Benefizaktion mit dem Bayerischen Rundfunk, angeschafft werden. 

Sie sagt: „Den Innowalk gibt es bei uns schon sehr lange. Da unser Modell für Kinder von 1,00 – 1,50 m geeignet ist, können ihn leider nicht alle nutzen. Da liege ich mit den Kindern der 1. und 2. Klasse zum Glück im Idealbereich, das passt sehr gut!“ 

Zur Info: Den Innowalk Pro Large können PatientInnen bis zu 2,00 m nutzen. 

In der Phoenix Schule passt der Innowalk hervorragend zum praktizierten Therapiekonzept, einem ganzheitlichen Konzept mit viel Bewegung im (Schul-)Alltag, mit viel Training zu Selbständigkeit. Es werden Möbel eingesetzt, die zum Bewegen anregen und an denen man sich festhalten kann. So z. B. ein Aufstehtraining mit Pritschen oder Sprossenstühlen, deren Lehnen als Sprossenwand fungieren.   

Zusätzlich gibt es den Innowalk, der ganz bewusst zentral in der Aula platziert wurde.   

„Das ist so viel schöner als ein abgeschlossener Therapieraum. Die Kinder im Innowalk bekommen viel Aufmerksamkeit – sowohl von anderen Kindern als auch von den Erwachsenen, die oft vorbeikommen und loben, wie fleißig sie sind! Wir haben sehr gute Erfahrungen damit gemacht, und die Motivation fürs Training ist deutlich größer.“ 

In der Phoenix Schule wird viel Wert auf Gruppenaktivitäten gelegt – und auch hier trägt der Innowalk zur Kommunikation und Interaktion untereinander bei, wenn z. B. in der Aula ein Bewegungsparcours aufgebaut wird. Das Kind im Innowalk ist „mittendrin“, kann beobachten, wie sich andere Kinder bewegen und kommt mit ihnen ins Gespräch, während es selbst körperlich aktiv ist.  

Individuelle Förderung 

Das Team kann in seiner Arbeit mit dem Innowalk sehr individuell auf die einzelnen Kinder eingehen, sowohl was die Trainingseinheiten pro Woche als auch die Dauer der einzelnen Einheiten angeht. Wann ein Training stattfindet, hängt von drei wesentlichen Faktoren ab: Passt die Bewegungseinheit zeitlich in den Stundenplan des Kindes? Sind ausreichend personelle Kapazitäten vorhanden, d. h. wer kümmert sich um die Gruppe, wenn ein Kind in den Innowalk platziert wird? Und ganz wichtig: Wie ist die Tagesform des Kindes?  

Junge im Innowalk Pro im Spiel mit seiner Therapeutin


Nur wenn alle Faktoren stimmig sind, trainieren die Kinder im Innowalk – und nur so können Erfolge erzielt werden!
 

Michaela Sommer schätzt diese Möglichkeit, diese Freiheit, sehr, die sie auch bei der Trainingsdauer hat.  

„Die meisten Kinder trainieren ca. 30 Minuten, mit Ein- und Ausstieg. Aber wenn ein Kind besonders motiviert ist und es sich anbietet, darf es auch gerne mehr Zeit im Innowalk verbringen. Oder wir verkürzen die Trainingszeit, wenn ein Kind es nicht schafft.“ 

Ab und an bleiben Kinder auch bis zu einer Stunde im Innowalk, wobei Michaela Sommer betont, dass das eher die Ausnahme ist, und die Kinder dann auch immer wieder ins Sitzen gebracht werden, um Pausen einzulegen. Eine Möglichkeit, den Trainingsumfang sanft zu steigern. 

Mit Felix, 9 Jahre, nutzt Michaela Sommer den Innowalk sehr regelmäßig – mindestens 1x pro Woche, eher öfter. Felix hat eine degenerative Erkrankung, das heißt er baut immer mehr ab. Konnte er früher laufen, so macht der inzwischen selbst gar keine Schritte mehr. Seine Beinmuskulatur ist spastisch.  

„Ich habe den Eindruck, nach dem Training ist Felix deutlich „weicher“. Der Innowalk bietet die Möglichkeit, dass er durchbewegt wird, dass er Gewicht auf den Beinen hat, dass er „geschmeidig“ bleibt. Er macht gangähnliche Bewegungen und kommt in die aufrechte Position. Schön ist auch, dass er die Arme mitnehmen kann. Ich helfe ihm beim Greifen, aber dann arbeitet er selbst mit den Armen und hat Spaß dabei.“ 

Michaela Sommer nutzt außerdem Motivationshilfen wie Luftballons oder Bälle zum Spielen während des Trainings. Sie lacht: 

Seifenblasen sind auch toll – es ist viel zu putzen, aber den Kindern macht es einen Heidenspaß!

 

Erfahrungsgemäß sind die Kinder nach dem Training wacher und ansprechbar und vermitteln ihren TherapeutInnen, dass es Spaß gemacht hat, sich zu bewegen. Geschichten wie „Wir laufen heute nach…“ bringen ebenfalls Spaß und Motivation. 

Erfolgreiches Training für alle 

Dabei ist die Hands-on-Zeit überschaubar. Nach Voreinstellung der Rückenlehne dauert es bei Michaela Sommer rund 5 Minuten, bis das Kind im Innowalk steht und alles korrekt eingestellt ist.   

„Natürlich bin ich mittlerweile sehr eingespielt. Bei einem Kind, das noch nie im Innowalk war, dauert es wahrscheinlich schon etwas länger, aber in der Regel nicht. Bei der Einstellung der Rückenlehne muss man ungefähr einschätzen, wie groß das Kind ist. Die Werte finden wir in den jeweiligen Patientenbögen, aber die brauche ich mit meiner Erfahrung nicht. Ich stelle das Kind in den Innowalk und gucke, dass das Alignment passt. Im Zweifelsfall justiere ich nach.“ 

Je nach Bedarf werden Tisch oder Armpendel genutzt oder einfach zur Seite gedreht. 

Dann kann es auch schon losgehen!  

Die Innowalk-erfahrenen Kinder dürfen sogar selbst die Fernbedienung in die Hand nehmen und – ganz selbstbestimmt – mal schneller, mal langsamer trainieren und Pausen im Sitzen einlegen. Natürlich ist immer eine Ansprechperson in Sicht- und Rufweite. 

Doch nicht nur die Kinder profitieren vom Ganzkörper-Bewegungstrainer, auch die TherapeutInnen empfinden die Nutzung als Bereicherung: 

„Es erleichtert die „Durchbewegung“, ich habe mehr Gangbewegung, mehr Gewicht auf den Füßen. Das kann ich als einzelne Therapeutin so normalerweise schwer nachstellen. Und gerade bei den schwerer betroffenen Kindern, gehen einem – so könnte man es sagen – auch die Hände aus. Wenn ich einen sehr instabilen Rumpf habe und dann noch versuchen soll, die Beine zu setzen, komme ich irgendwann an meine Grenzen. Und da ist es natürlich schön, wenn ich das Kind sicher fixieren kann, und die Gehbewegungen werden automatisch gemacht. Ich habe eine geführte Bewegung, die schön im Alignment stattfindet. 

An der Phoenix Schule werden die Entwicklungsschritte der Kinder regelmäßig überprüft, so unter anderem mit Testverfahren wie dem Gross Motor Function Measure (GMFM) oder dem BOT-2. Im Rahmen der konduktiven Förderung jedoch wird der Erfolg des Gesamtkonzepts bewertet, so dass Aussagen zu Fortschritten durch einzelne Maßnahmen schwierig sind.  

Doch für Michaela Sommer ist wichtig: 

 

Wir integrieren die Therapie so weit in den Alltag, wie das möglich ist. Durch unsere transdisziplinäre Arbeit nutzen unterschiedliche KollegInnen den Innowalk – und wenn wir merken, dass die Kinder glücklich sind, ist das Erfolg genug!

 

Das Made for Movement-Team bedankt sich ganz herzlich für die Einblicke! 

 

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Dominik Hein
Dominik Hein

Dominik Hein ist studierter Sportwissenschaftler der Deutschen Sporthochschule Köln und sammelte Berufserfahrung als Sporttherapeut in ambulanten Rehabilitationszentren. In den letzten Jahren war er im Bereich Medizinprodukte und -technologie tätig. Sein besonderes Interesse gilt der Zusammenarbeit mit TherapeutInnen im Bereich der Rehabilitation und deren Unterstützung mit Geräten, die den Rehabilitationsprozess positiv beeinflussen. Dominik genießt es, das Lächeln auf dem Gesicht der PatientInnen zu sehen, wenn die Made for Movement-Hilfsmittel sie in ihrem Training motivieren und sie dabei unterstützen, ihre Ziele zu erreichen.

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