Statisches oder Dynamisches Stehen? Neue Studie zeigt interessante Daten

Rikke Damkjær Moen - Physiotherapeutin – Medical Manager
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Nahaufnahme Füße, Gehen im Innowalk

Eine evidenzbasierte Studie hat ergeben, dass das dynamische Stehen (DyS) im Innowalk bei Kindern mit Zerebralparese (GMFCS IV und V) den passiven Bewegungsumfang (Passive Range of Motion, PROM) erweitert und die Spastizität verringert. Es ergaben sich statistisch signifikante Unterschiede im Vergleich zum statischen Stehen (StS). 

Die Studie, an der 20 nicht gehfähige Kinder mit Zerebralparese (GMFCS IV-V) im Alter von 5 bis 17 Jahren teilnahmen, ergab Folgendes:

  • Der passive Bewegungsumfang der Hüfte in alle Richtungen vergrößerte sich nach 30 Minuten dynamischem Stehen im Rahmen einer viermonatigen Therapiemaßnahme.
  • Die Spastizität der Hüften ließ nach 30 Minuten dynamischem Stehen nach.

Einleitung

Ein kürzlich veröffentlichter Fachartikel bringt positive Neuigkeiten für nicht gehfähige Kinder mit Zerebralparese. Kinder mit einer grobmotorischen Funktionalität gemäß GMFCS-Stufe IV und V können ohne Unterstützung nicht gehen oder sitzen. Da sie schwere Funktionseinschränkungen aufweisen und ihre Gelenke nicht voll bewegen können, besteht für solche Kinder ein besonders hohes Risiko für Kontrakturen. Durch spastische Zustände können sich die Muskeln verkürzen, es kann zu Deformationen, Fehlstellungen der Hüfte und zu Skoliose kommen. Dies kann sehr schmerzhaft sein und die Motorik weiter beeinträchtigen. Außer zu Schmerzen führen diese Begleiterscheinungen der Zerebralparese häufig zu aufwändigen Behandlungen und Krankenhausaufenthalten.

Das Stehen als therapeutische Maßnahme, das in vielen Ländern als Standard empfohlen wird, ist eine von mehreren Möglichkeiten, um Sekundärkomplikationen zu verhindern oder zu verringern und das physische Aktivitätsniveau zu steigern. Es gibt zwei Arten von Stehtraining: das statische Stehen und das dynamische Stehen. Beim statischen Stehen wird der Unterkörper nicht bewegt, man befindet sich aber in aufrechter Haltung. Beim dynamischen Stehen kommen motorisierte Gangtrainer wie der Innowalk zum Einsatz. Das robotergestützte Bewegungsgerät ermöglicht die Durchführung von Gehbewegungen in aufrechter korrigierter Haltung unter Gewichtsübernahme.

Es liegen nur wenige hochwertige Studien zu trainingsgestützten Bewegungstherapien für Kinder mit Zerebralparese vor, und die wenigen die es gibt, wurden meist an gehfähigen Kindern mit Zerebralparese durchgeführt. Eine Machbarkeitsstudie wurde in Schweden durchgeführt, in der man das dynamische Stehen bei Kindern mit schweren Behinderungen untersuchte, um die positive Wirkung körperlicher Aktivität zu belegen. Diese Studie hat ergeben, dass das statische Stehen und das dynamische Stehen zwei verschiedene Trainingsansätze für nicht gehfähige Kinder darstellen. Die Ergebnisse der Studie veranlassten Wissenschaftler an der schwedischen Universität Lund, die Wirkungsweise von Stehtrainings bei Kindern mit schweren Behinderungen weiter zu untersuchen. Es handelt sich um die erste evidenzbasierte Untersuchung zur Wirkung von Stehtrainings auf den passiven Bewegungsumfang und die Spastizität bei Kindern mit Zerebralparese und GMFCS IV bis V.

Was ist dynamisches Stehen?
Das dynamische Stehen ermöglicht Menschen, ihr Gewicht abwechselnd auf beide Seiten zu verlagern, Muskeln und Gelenke zu beugen und zu strecken und die Beine (und Arme) in aufrechter Haltung unter Belastung mit dem eigenen Gewicht zu bewegen.

Der vollständige Artikel in der Fachzeitschrift PeerJ „Non-ambulatory children with cerebral palsy: effects of four months of static and dynamic standing exercise on passive range of motion and spasticity in the hip“ ist hier abrufbar.

Um Ihnen schon jetzt einen kurzen Überblick über die Studie zu geben, haben wir hier eine kurze Zusammenfassung für Sie erstellt.

Ziel der Studie

Nicht gehfähige Kinder verwenden in der Regel Stehgeräte im Rahmen ihrer Standardversorgung. Die neue Studie zielte darauf ab, die Ergebnisse von zwei Arten des Stehtrainings (statisches Stehen und dynamisches Stehen) über jeweils vier Monate auf den passiven Bewegungsumfang und die Spastizität der Hüfte miteinander zu vergleichen. 

Das statische Stehen wurde mithilfe einer statischen Stehhilfe durchgeführt. Für das dynamische Stehen wurde der Innowalk von Made for Movement eingesetzt.

Material und Methodik

Die Studie wurde als Crossover-Studie an 24 Kindern durchgeführt, von denen 20 bis zum Ende teilnahmen. 4 Kinder konnten aufgrund von Erkrankungen, Operationen oder Schmerzen die Studie nicht abschließen. Die Gründe für den Abbruch standen nicht in Zusammenhang zu der Trainingsmaßnahme. Die beteiligten Kinder waren zwischen 5 und 17 Jahre alt (Mittelwert 11,6 ± 3,6 Jahre). Alle Kinder waren mit GMFCS-Stufe IV (n=11) und V (n=9) eingestuft. Alle Bewertungen und Therapiemaßnahmen wurden im häuslichen Umfeld der Kinder durchgeführt. Die Bewertung des passiven Bewegungsumfangs der Hüfte (Abduktion, Flexion, Extension, Duncan-Ely-Test, interne und externe Rotation) erfolgte mit einem Goniometer, die Spastizität wurde anhand der modifizierten Ashworth-Skala bewertet. Alle Bewertungen wurden einmal zu Beginn, vor und nach 30 Minuten statischen Stehens oder dynamischen Stehens sowie nach vier Monaten vor und nach 30 Minuten statischen Stehens oder dynamischen Stehens durchgeführt (siehe Abbildung).

Vor und nach 30 Min. StS oder DyS 

Crossover-Design
- Längsschnittstudie
- Zuweisung der Behandlungen erfolgt zufällig (randomisiert)
- Jeder Teilnehmer gilt als seine eigene Kontrolle
- Auswaschphase

Ergebnisse

Die Funktionstests im Anschluss an das dynamische Stehen ergaben, dass der passive Bewegungsumfang der Hüfte nach dem Training zugenommen hatte. Für beide Funktionstests wurde der Innowalk verwendet (p<0,001). Der passive Bewegungsumfang war nach dem dynamischen Stehen statistisch signifikant größer als nach dem statischen Stehen, vor allem in der Abduktion und externen Rotation.

Die mit der modifizierten Ashworth-Skala durchgeführte Messung der Spastizität ergab, dass durch 30 Minuten statisches Stehen nur die Spastizität bei der Hüftflexion verringert wurde, während das dynamische Stehen die Spastizität bei der Hüftflexion, Hüftextension und Hüftadduktion verringerte. Nach vier Monaten Training wurden weder für das dynamische noch für das statische Stehen Veränderungen bei der Spastizität festgestellt. 

Fazit

Die Studie zeigte bei nicht gehfähigen Kindern mit Zerebralparese eine signifikante Zunahme des passiven Bewegungsumfangs nach 30 Minuten und nach 4 Monaten dynamischen Stehens im Innowalk. Die Spastizität war nach 30 Minuten Intervention geringer, es zeigten sich jedoch nach 4 Monaten Therapie keine Veränderungen mehr.

Diese neuen Erkenntnisse weisen auch darauf hin, dass der Einsatz des dynamischen Stehens in der Rehabilitation von nicht gehfähigen Kindern mit Zerebralparese den Kindern nicht schadet, sondern die Ergebnisse im Hinblick auf den passiven Bewegungsumfang und die Spastizität der Hüfte im Vergleich zum statischen Stehtraining besser sind, das jedoch in den meisten Ländern die Standardversorgung darstellt. Die Ergebnisse der Studie könnten medizinische Fachkräfte bei der Entscheidung unterstützen, ob das dynamische Stehen im Rahmen der Standardversorgung von nicht gehfähigen Kindern mit Zerebralparese in Betracht gezogen werden kann.

Wenn Sie an weiteren Informationen über den Innowalk interessiert sind und wissen möchten, wie Sie den motorisierten Bewegungstrainer für Ihre Patienten nutzen können, kontaktieren Sie uns gern im Chat!

Weiterlesen: Statisches Stehen oder dynamisches Stehen trainieren - Was ist effektiver?

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Rikke Damkjær Moen - Physiotherapeutin – Medical Manager
Rikke Damkjær Moen - Physiotherapeutin – Medical Manager

Rikke Damkjær Moen bereichert das Made for Movement Team mit vielen Jahren Erfahrung als klinische Physiotherapeutin. Es ist ihre Mission, dafür zu sorgen, dass auch Menschen mit eingeschränkter Mobilität die Möglichkeit erhalten, Freude und Gesundheit durch körperliche Aktivität zu erfahren. Als Medical Manager gibt Rikke Damkjær Moen ihr Wissen über die Lösungen von Made vor Movement gern weiter, damit Menschen mit besonderen Bedürfnissen, ihre Familien und Behandler die Möglichkeiten kennenlernen.

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