Geschwisterkind eines behinderten Kindes zu sein - wie ist das eigentlich?

Trine Roald
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Oft dreht sich alles um das behinderte Kind und seine Eltern - aber was ist mit seinen Geschwistern? Heute wollen wir uns mit einigen Problemen befassen, mit denen diese Kinder konfrontiert sind. Was können Sie als Eltern tun, um Ihre Kinder besser zu verstehen und zu unterstützen?

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Sie sehen ihre Geschwister so wie sie sind

Ein Geschwisterkind mit einer Behinderung ist in vielerlei Hinsicht anders als ein normal entwickeltes Kind. Vielleicht wird bei Ihnen manches anders gemacht als in anderen Familien, und vielleicht erhält der Bruder oder die Schwester mehr Zuwendung und Aufmerksamkeit. 

Aber wie bei anderen Geschwistern auch entstehen enge Bindungen und gegenseitige Akzeptanz durch gemeinsame Erfahrungen und Gefühle. 

Geschwister von Kindern mit Behinderungen kümmern sich meist sehr viel um ihre Geschwister und passen sich gut an die Situation an. Tatsächlich haben Untersuchungen gezeigt, dass Menschen, die mit einem behinderten Geschwisterkind aufgewachsen sind, mehr Mitgefühl haben und besser im Team arbeiten können als andere. Sie sind unvoreingenommen und denken nicht in Kategorien wie „besonders“ oder „behindert“.  
Das kann sehr vorteilhaft sein, denn nur so können die Kinder sie selbst sein und ihr volles Potenzial entwickeln.   

 

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Sich kümmern kann anstrengend sein  

Viele nicht behinderte Geschwister übernehmen die Rolle des Aufpassers, kümmern sich um den Bruder oder die Schwester und unterstützen sie. Außerdem engagieren sie sich sehr dafür, andere darüber aufzuklären, dass ihr Bruder oder ihre Schwester mehr ist als nur behindert. Das erfordert viel Einsatz und kann manchmal auch belastend sein.

Jamie Davis Smith spricht über dieses Thema in seinem Artikel in der Washington Post. Laut Smith fühlen sich viele Geschwisterkinder von Kindern mit Behinderung häufig allein. Sie finden, dass sie ihre eigenen Gefühle nicht angemessen zum Ausdruck bringen können, und manchmal sind sie auch einfach überfordert mit den Anforderungen, die an sie gestellt werden. Ihre Probleme werden hintenangestellt oder vernachlässigt, weil sie ja schließlich „Glück gehabt“ haben - eine Behauptung, die nur schwer zu widerlegen ist.


Kinder verstehen oft mehr als man glaubt

Manchmal bemerken Sie vielleicht nicht, dass ihr Kind gerade eine schwere Zeit durchmacht. Vielleicht bemerkt es das Kind selbst nicht. Es kann hilfreich sein, gelegentlich einfach danach zu fragen. Fragen Sie Ihr Kind, wie es ihm geht. Stellen Sie klar, dass es alle Fragen oder Probleme ansprechen kann – egal wie schlecht es sich dabei fühlt.

Wenn Ihr Kind eine Sorge äußert, dann ist es wichtig, dass sie es darin bestärken und seine Probleme ernst nehmen. Das erfordert von Ihnen als Eltern Mut und Ehrlichkeit. Manche Eltern haben Angst, dass ihre Kinder sie nicht verstehen. Denken Sie daran, dass Kinder die meisten Situationen sehr gut begreifen können. Machen Sie das Problem nicht unnötig kompliziert. Ihrem Sohn oder Ihrer Tochter geht es nicht darum, dass er oder sie sich ein neues Geschwisterchen oder eine neue Familie wünscht, sondern dass Probleme und Gefühle zur Kenntnis genommen und besprochen werden. Auch wenn sich dann nicht gleich alle Sorgen in Luft auflösen, wird das Leben dadurch vielleicht trotzdem ein bisschen leichter.

Mehr erfahren:  Mit einem behinderten Kind leben:Leben, Herausforderungen bewältigen und Zeit für sich selbst finden

Hilfe außerhalb der Familie suchen

Vergessen Sie auch nicht, dass Sie nicht alles allein bewältigen müssen. Es gibt verschiedene Einrichtungen, Gruppen und Veranstaltungen, bei denen Sie Unterstützung finden. Manche Familien suchen sich schon früh Unterstützung - zur Vorbeugung. Das kann sehr hilfreich sein, denn je besser Sie vorbereitet sind, desto sicherer können Sie in Zukunft mit Ihrer Situation umgehen. Außerdem kann externe Unterstützung viele Fragen in einem anderen Licht erscheinen lassen und neue Perspektiven für die Beziehungen zwischen den Familienmitgliedern eröffnen. Vielleicht ist es auch tröstlich für Ihre Kinder (und für Sie selbst), mit anderen Menschen zu sprechen, die in der gleichen Situation sind.

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Trine Roald
Trine Roald

Die Autorin war sieben Jahre als Marketingleiterin bei Made for Movement tätig, bevor sie sich zu neuen Abenteuern im eigenen Unternehmen aufmachte. Trine Roald verfügt über mehr als 20 Jahre internationale Erfahrung in verschiedenen Branchen. In ihrer Funktion bei Made for Movement hat sie sich leidenschaftlich dafür eingesetzt, anderen durch echte Beispiele, Geschichten und Fachwissen zu vermitteln, wie die Lebensqualität von Menschen mit schweren Behinderungen verbessert werden kann.

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